Erkennungsebenen der Reaktanz
- Primäre Reaktanz
- Unmittelbare emotionale und physiologische Reaktion auf Freiheitsbedrohungen
- Manifestiert sich durch direkte Abwehr und Widerstand
- Beispiele: Unmittelbarer Protest, Trotzreaktionen, instinktive Verweigerung
- Kern-Reaktanz
- Bewusste kognitive Verarbeitung von Freiheitseinschränkungen
- Beinhaltet Bewertungsprozesse und strategische Reaktionen
- Beispiele: Argumentative Gegenwehr, aktive Suche nach Alternativen, bewusste Aufwertung der bedrohten Option
- Erweiterte Reaktanz
- Entwicklung langfristiger Muster und Strategien zum Schutz persönlicher Freiheit
- Kulturell und sozial geprägte Reaktanzformen
- Beispiele: Entwicklung von Gegenkultur, institutionalisierter Widerstand, systematische Skeptik gegenüber Autoritäten
Biologische Grundlagen
- Reaktanz hat evolutionäre Wurzeln im Schutz der Handlungsautonomie
- Aktivierung des Sympathikus bei Freiheitsbedrohungen
- Neurobiologische Verknüpfung mit Stressreaktionen und Selbstbehauptung
Neurale Mechanismen
- Aktivierung der Amygdala und limbischer Strukturen bei Freiheitsbedrohungen
- Beteiligung präfrontaler Areale bei bewusster Reaktanzverarbeitung
- Interaktion zwischen emotionalen und kognitiven Netzwerken bei der Reaktanzregulation
Definition der Reaktanz
Reaktanz bezeichnet die psychologische Widerstandsreaktion, die auftritt, wenn Individuen ihre Verhaltensfreiheit oder Wahlmöglichkeiten als bedroht oder eingeschränkt wahrnehmen. Sie manifestiert sich als ein biologisch verankerter und kognitiv vermittelter Prozess, der darauf abzielt, bedrohte Freiheiten wiederherzustellen oder zu schützen. Reaktanz wird auf verschiedenen Ebenen erlebt und ausgedrückt - von unmittelbaren emotionalen Reaktionen bis hin zu komplexen sozialen Widerstandsformen - und dient als Mechanismus zur Wahrung persönlicher Autonomie, Selbstbestimmung und psychologischer Kontrolle.
Faktoren, die Reaktanz beeinflussen
- Freiheitsrelevanz: Die subjektive Bedeutsamkeit der bedrohten Freiheit bestimmt die Intensität der Reaktanz.
- Bedrohungsintensität: Das Ausmaß und die Deutlichkeit der wahrgenommenen Freiheitseinschränkung.
- Legitimität: Legitim empfundene Einschränkungen erzeugen weniger Reaktanz als illegitime.
- Kommunikationsstil: Direktive und kontrollierende Kommunikation verstärkt Reaktanz.
- Individuelle Disposition: Persönliche Unterschiede in der Reaktanzneigung aufgrund von Persönlichkeitsmerkmalen und Vorerfahrungen.